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Podiumsgespräch: Wie aktuell ist Richard Strauss?

KS Brigitte Fassbaender, Prof. Dr. Hartmut Schick, Juliane Votteler, Moderation: Bernhard Neuhoff (BR)

19.05.2014

19:30 Uhr

Theater Augsburg (Foyer), Augsburg

Jubilar auf dem Prüfstand: 150 Jahre Richard Strauss

Kaum ein anderer deutscher Komponist seit Richard Wagner hat im 20. Jahrhundert so sehr polarisiert und Widersprüche provoziert wie Richard Strauss. Seine Person wie auch sein Werk entziehen sich in ihrer Vielschichtigkeit oftmals einer objektiven Einschätzung. Erstaunlich elegant verläuft sein Lebensweg, vom Kaiserreich über die Weimarer Republik und die Hitlerdiktatur bis über das Kriegsende hinaus. Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen bleibt Strauss über den jeweiligen Zeitgeist und seine wechselnden Stilperioden hin populär und öffentlich präsent. Dabei betätigt er sich aber nicht nur als Dirigent und Komponist, sondern er übt auch als Musikfunktionär einen entscheidenden kulturpolitischen Einfluss aus.

Mit der Anstalt für musikalisches Aufführungsrecht, einem Vorläufer der heutigen GEMA, setzt sich Strauss für die Urheberrechte seiner Zunft ein. Mit Max Reinhardt und Hugo von Hofmannsthal betreibt er die Gründung der Salzburger Festspiele, wo er 1922 die erste Opernaufführung dirigiert: Mozarts Don Giovanni. Als Präsident der Reichsmusikkammer übernimmt er administrative Verantwortung in der nationalsozialistischen Diktatur.

Trotz seiner Beliebtheit und dauerhaften Präsenz in den Spielplänen der Opern- und Konzerthäuser dauert es lange, bis sich die Musikgeschichtsschreibung in der Bewertung der Persönlichkeit vom Verdikt Thomas Manns und Theodor W. Adornos erholt. Mann hatte dem »begabten Kegelbruder« politischen Opportunismus attestiert, während Adorno noch zum 100. Geburtstag des Komponisten im Jahre 1964 schrieb: »Scheinhaft ist seine Musik als Schein des Lebens selbst, das nicht ist.« Der 150. Geburtstag dieser schillernden Komponistenpersönlichkeit gibt Anlass zu einer neuerlichen Standortbestimmung. Wie gehen wir heute mit dem Erbe von Richard Strauss um? Welche wissenschaftlichen Quellen tragen zu einer Neubewertung von Person und Werk bei –  und spiegelt sich dieses Bild auch in den Spielplänen? Mit welchen Schwierigkeiten haben die Verantwortlichen von Besetzungsfragen bis zum Regiekonzept zu kämpfen, wenn sie sich heute dem Verdikt der »Scheinhaftigkeit« entziehen wollen?

Zusammen mit KS Brigitte Fassbaender (Künstlerische Leiterin des Richard-Strauss-Festivals Garmisch), Prof. Dr. Hartmut Schick (Leiter der Richard-Strauss-Gesamtausgabe, LMU München) und Juliane Votteler (Intendantin des Theater Augsburg) stellt Bernhard Neuhoff (BR-Klassik) den Jubilar auf den Prüfstand.

 

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